Der Ausstieg
Ex-Neonazi Felix Benneckenstein spricht vor Schülern des SGL
Wie passiert es, dass ein Jugendlicher aus geordneten Familienverhältnissen zu einem Neonazi wird? Wie frustriert muss ein junger Mensch sein, dass er das schlimmste Ereignis der deutschen Geschichte, den Holocaust leugnet und menschenverachtende Parolen skandiert? Und wie schafft man es, obwohl man so tief in der rechtsextremen Szene verwurzelt ist, dennoch aus der Szene auszusteigen?
Der ehemalige Neonazi Felix Benneckenstein kann diese Fragen beantworten, denn er ist gerade erst 14 Jahre alt, als er in die rechtsextreme Szene einsteigt. Alles begann mit einer immer größer werdenden Unzufriedenheit mit der Politik und der Regierung, sagt er. Als er auf die rechtsextreme Szene stößt, findet er Gleichgesinnte, auch wenn diese ihm zunächst zu radikal erscheinen. Doch irgendwann identifiziert er sich mit dem rechtsextremen Gedankengut, glaubt an die Verschwörungstheorien der rechtsextremen Szene und schließlich ist der Bruch mit seiner Familie unvermeidlich. Er trug Nazi-Shirts und begann die Existenz von Gaskammern zu leugnen. Viele Jahre verbrachte er in der rechten Szene, machte sich als Musiker einen Namen, hielt Reden auf Demonstrationen. Doch irgendwann begann sein Weltbild zu bröckeln und die Zweifel wurden immer größer, so dass er irgendwann zusammen mit seiner Freundin, die er in der Szene kennenlernte, den Ausstieg wagte. Heute schäme er sich sehr für seine Vergangenheit und das, was er seiner Familie und anderen Menschen mit seinen Taten angetan hat. Wenn er darüber nachdenke, fiele es ihm immer noch schwer darüber zu reden, so Benneckenstein.
Nachdem er von seinem persönlichen Weg in die Szene und seinem Ausstieg berichtet hatte, war es Zeit für die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Ob er heute noch Angst um sein Leben habe, fragt Schülersprecher Moritz Dietrich. Benneckenstein, der heute für die Aussteigerorganisation Exit arbeitet, gibt zu, dass er durch seine Arbeit die Szene natürlich provoziere und es Stadtteile, wie die rechtsextreme Hochburg Dortmund-Dorstfeld gäbe, die er nicht betreten könne, in denen er sich unwohl fühle. Doch die Arbeit sei ihm wichtig, daher nähme er dies in Kauf.
Bei der Frage von Berkan Ersoy, was er seinem 14-Jährigen Ich heute sagen würde, muss Benneckenstein schmunzeln. Nach einer kurzen Pause sagte er, dass er alles versuchen würde, diesen Jugendlichen wieder auf den richtigen Weg zu führen, wenn nötig ihn sogar einsperren. Wohlwissend, dass dies nichts bringen würde.
Wir bedanken uns beim Jugendzentrum RIFF, der VHS Löhne und dem Bündnis „Gemeinsam für Vielfalt“ für die Organisation der Veranstaltung.