Wallücke-Bahn
Die Wallücke-Bahn, auch liebevoll „Wallücker Willem“ genannt, war eine Kleinbahn, die von Wallücke über Löhne zur Staatsbahn nach Kirchlengern führte. Sie stellte für viele Menschen im Löhner Norden eine ganz besondere Erfahrung mit dem Eisenbahnzeitalter dar. In Löhne-Obernbeck, an der Ecke Wallücker Bahnweg / Bahnhofsstraße, erinnern heute noch eine kurzes Gleisstück und ein Weichensignal an die Trasse.
Geschichte der Wallücke-Bahn
Die Wallücke-Bahn verdankt ihre Entstehung den Eisenerzvorräten im Wiehengebirge. Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (GMBHV) initiierte den Bau, um das Erz, das in Wallücke abgebaut wurde, zum Stahlwerk in Georgsmarienhütte zu transportieren. Die Kreise Herford und Lübbecke unterstützten den Bau finanziell. Ursprünglich als reine Werkbahn geplant, wurde sie später auch durch werksunabhängigen Güter- und Personenverkehr geprägt.
Eröffnet wurde die Schmalspurbahn im Jahr 1897 mit einer Spurbreite von 60 cm. Sie führte vom Steinbruch in Wallücke über Tengern, Halstern, Westscheid, Mennighüffen, Löhne und Obernbeck zum Bahnhof Kirchlengern und stellte damit eine Verbindung zur Staatsbahn der Eisenbahnstrecke Löhne – Osnabrück her. Dem direkten Anschluss an den Bahnhof Löhne widersprach die dafür notwendige Überquerung der Werre.
Die aus heutiger Sicht gemütliche Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, innerorts 12 km/h, ließ die Popularität des Wallücker Willem schnell steigen. Meist verlief die Strecke entlang von bestehenden Straßen, Bahnhöfe wurden in vorhandenen Gaststätten eingerichtet – so konnten die Wirte den Verkauf der Fahrkarten übernehmen.
Im Dezember 1923 wurde die Bahn aus Rentabilitätsgründen stillgelegt. Auf Initiative der Landkreise Herford, Lübbecke und Minden wurde der Betrieb aber 2 Jahre später wieder aufgenommen, da der Wallücker Willem vor allem für die Menschen nördlich von Löhne eine als unverzichtbar geltende Verkehrsverbindung darstellte.
Mit der zunehmenden Motorisierung verlor die Kleinbahn jedoch ihre Bedeutung, im Jahr 1937 wurde der Betrieb endgültig eingestellt.
Der Verlauf der Wallücke-Bahn ist im Geschichtsportal des Kreises Herford (hier nur noch "1897-1937 (Wallückebahn) anklicken") zu sehen: zur Karte
Hinweis zum Kirchturm der Mennighüffer Kirche auf dem historischen Foto (Bild 2)
Vielleicht fällt aufmerksamen Beobachtern auf, dass der Kirchturm auf dem Foto „auf der falschen Seite“ steht. Bis 1928 hat der Turm der Mennighüffer Kirche aber wirklich an der Westseite gestanden. Die Kirchengemeinde schreibt dazu:
„Man vermutet, dass der alte Turm, der bis 1928 an der Westseite der heutigen Kirche gestanden hat, ein letzter Teil des ganz alten Kirchbaues von 1347 war. Dieser Turm wurde wegen Baufälligkeit im Jahr 1928 zur Hälfte abgetragen und im Rahmen der Innenrenovierung der Kirche in den Jahren 1930/31 zum Altarraum umgestaltet.
Ein neuer Turm wurde an der gegenüber liegenden Ostseite der Kirche errichtet. Durch diesen Turm betritt man seitdem [das] Gotteshaus.“